Wallis Staat Verwaltung |
...
...
Wallis Staat Geschichte |
Einige bedeutende Übergänge über die Alpen von Norden nach Süden und umgekehrt führten über Pässe im heutigen Kanton Wallis / sie wurden schon in prähistorischer Zeit von Händlern und Kriegern begangen / einzelne Walliser Orte haben schon als germanische und keltische Siedlungen bestanden
Im Jahre 57 vChr. drangen die Römer in das Gebiet der keltischen Seduner im Wallis ein / sie schufen aus dem Rhonetal eine Verwaltungseinheit mit Octodurum (Martigny) als Hauptort / sie gliederten diese der römischen Provinz Rätien an und romanisierten die Bevölkerung / gewährten ihr aber ein gewisses Mass an Autonomie / Ausgrabungen zufolge musste das kulturelle und wirtschaftliche Leben intensiv gewesen sein / die Römer sahen sich zur Eingliederung des heutigen Wallis gezwungen, um die Sicherheit ihrer Heerstrasse über den Grossen St. Bernhard zu gewährleisten
Als 585 nChr. der Einfall der Langobarden drohte, verlegte der Bischof seinen Sitz von Martigny nach Sion, das damit zur bedeutendsten Stadt des Rhonetales wurde / nach dem Rückzug der Römer im 5. Jh. gehörte das Wallis dem neu geschaffenen Burgunderreich an / durch all die Wirren der Rivalitätskämpfe blieben das Mittel- und Unterwallis diesem Reich zugehörig
Im Oberwallis hingegen drangen im 8.+9. Jh. alemannische Gruppen über den Grimsel ins Rhonetal ein / dieser tatkräftige und rücksichtslose Menschenschlag drängte die dort ansässigen zivilisierten Burgunder bis nach Sierre zurück und besetzte und germanisierte das ganze Oberwallis / die keltisch-römische Kultur, der die Burgunder angehörten und die Lebensformen der Alemannen trafen östlich von Sierre aufeinander
Walser-Kolonisten wanderten im 13.-15. Jh. in kleinen Gruppen rodend und kolonisierend weiter in bisher unbewohnte Hochtäler / ins Maggiatal im Tessin, nach Rätien im Graubünden bis ins Tirol und auch ins Piemont in Italien / sie hinterliessen überall den Geist der Freiheit und Unabhängigkeit
König Rudolf III. vom Königreich Hochburgund übertrug 999 dem Bischof von Sion seine Rechte über die Grafschaft Wallis / nach dem Tod von König Rudolf III. drangen die Grafen von Savoyen in das Unterwallis ein / das Oberwallis blieb in der Hand des Bischofs von Sion / später ist in den Verträgen von 1250 und 1392 die Morge westlich von Sion als Grenze zwischen bischöflichem Gebiet und dem Haus Savoyen festgesetzt worden / all diese Rechte gaben dem Wallis Stabilität und Einheit gegen Zersplitterung und fremde Herrschaft bis in die Neuzeit
Die Grafen von Zähringen, im Besitz der befestigten Plätze an der Aare, hätten gern auch im Rhonetal Fuss gefasst / doch eine Handvoll Gomser hinderte sie daran / so kam es zur ersten Schlacht von Ulrichen im Jahr 1211 / die Berner versuchten 1419 nochmals ihr Glück / diesmal kamen den kämpfenden Ulrichern die Männer aus Münster unter Führung des Kaplans Jakob Minichove zu Hilfe / worauf sich die Berner über die Berge davon machten
Während eines halben Jahrtausends wurde die Gegend des Wallis von andauernden Kämpfen erschüttert / auf die Kämpfe um die Unabhängigkeit gegenüber den Zähringern und Savoyern folgten Kriege gegen den Landadel / Freiheits- und Autonomiebestrebungen liessen die Zehnden entstehen und jede von ihnen agierte autonom / Zehnden war bis 1848 die Bezeichnung für Bezirke / deren Fläche reichte meistens von der Rhoneebene bis zu beiden Alpenketten im Norden und Süden, quer über die Längsachse / so blieben die Ränder stets mit den Hauptorten im Tal politisch verbunden
Verbindungen bestanden vorzugsweise mit der Innerschweiz / auch im Wallis hatte die kommunale Bewegung ihren entscheidenden Anstoss von den Urkantonen erhalten / das Goms, der oberste an Uri angrenzende Zehnden, hatte im Streben nach föderativer Demokratisierung des Bischofsstaates wie im Kampf gegen die Savoyer stets die führende Rolle gespielt / um sich gegen die Macht der Fürstbischöfe oder der Savoyer zu wehren, schlossen sich die Zehnden in einem Bund zusammen / in der Zeit der Burgunderkriege siegten die Walliser mit Unterstützung der Eidgenossen 1475 in Sion (La Planta) über die Savoyer / sie verfolgten die Besiegten bis nach St-Maurice und zerstörten unterwegs die damaligen Burgen und Schlösser oder brannten sie nieder / im Vertrag von Thonon setzten die kriegführenden Parteien 1569 die Grenze zwischen Wallis und Savoyen entlang der Morge bei St-Gingolph fest
Von da an gab es einerseits die 7 Zehnden (Brig, Goms, Leuk, Raron, Sierre, Sion, Visp) im Oberwallis und anderseits die Vogteien von Conthey an abwärts bis St-Gingolph / diese Vogteien waren die Untertanengebiete der Oberwalliser / die Zehnden waren bestrebt, die Macht der Fürstbischöfe zu brechen und erreichten, dass diese ab 1634 auf ihre weltlichen Vorrechte verzichteten / bis zur französischen Revolution 1798 verfügten nun die 7 Zehnden gemeinschaftlich über die höchste Gewalt über das gesamte Land / die französisch sprachigen Gebiete forderten zwar die Beteiligung an der Herrschaft innerhalb des Landes / aber die 7 Zehnden wiesen deren Forderungen zurück
Dadurch schafften sie einen tiefen und verhängnisvollen Bruch zwischen dem Ober- und Unterwallis / die 7 Zehnden verweigerten den Distrikten im Süden die Gleichberechtigung / und sie zwangen ihnen eine oft rücksichtslose, manchmal willkürliche und fast durchwegs unfähige Herrschaft auf / sie sorgten so für einen bitteren politischen Zwiespalt / statt Expansion durch Föderation zu betreiben, verlegten sie sich auf Ausdehnung durch Unterwerfung / der Geistliche Matthäus Schiner erkannte früher als seine übrigen Landsleute das Risiko einer solchen Politik / er trat für eine mindestens teilweise Gleichstellung des Unterwallis ein / indem er vorschlug, zwei zusätzliche Zehnden zu schaffen / und damit die Distrikte aus der verbitternden Untertänigkeit herauszulösen / aber mit der Vertreibung Schiners fiel dieses Vorhaben in sich zusammen
Das Unterwallis bildete einen geschlossenen französischen Sprachblock / im Oberwallis herrschte das Deutsche vor / bei den mehrheitlich 'welschen' Zehnden Sierre und Sion war die öffentliche Gewalt am stärksten in den Hauptorten konzentriert / und diese Hauptorte hatten sich schon im 16. Jh. praktisch germanisiert / so empfand sich die Republik der 7 Zehnden durchaus als ein deutschsprachiges Staatsgebilde / schon seit dem 15. Jh. hatte nur noch ein Geistlicher deutscher Muttersprache Aussicht auf den Bischofsstuhl / deutsch war die Amtssprache, neben der sich bis ins 18. Jh. noch das Lateinische behauptete / durch ein dichtes Netz von Lateinschulen bis in die Dörfer hinein systematisch gefördert / Französisch galt als eine 'Untertanensprache'
Die Ebene beidseitig der Rhone von St-Maurice abwärts bis zum Genfersee heisst Chablais / es ist eine grosszügige und fruchtbare Ebene / sie ist rechts von den Waadtländer und links von den Walliser Alpen geschützt / die politische Teilung dieser geographisch an sich einheitlichen Region geht auf das 16. Jh. zurück / die Berner besetzten das rechte Rhoneufer und die Oberwalliser das linke, einer Eroberung zuvorkommend / seither ist man zur Rechten waadtländisch und protestantisch / während man zur Linken katholisch blieb
Der Grosse St. Bernhard ist seit vorgeschichtlicher Zeit ein bedeutender Alpenübergang / die Römer unter Augustus machten aus ihm eine Etappe zwischen Norditalien und Aventicum / nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches hatte der Pass unter Karl dem Grossen eine ruhige Zeit / dann jedoch war der Pass Jahrhunderte lang umkämpft / im 11. Jh. erfolgte dann die Gründung des Hospizes durch den Hl. Bernhard / die gastfreundlichen Brüder beherbergten Reisende unentgeltlich und brachten ihnen Hilfe, wenn sie in Gefahr waren / dazu schritten sie täglich die Passwege ab, begleitet von den berühmten Bernhardinerhunden, welche die Retter zu den Verirrten führten und sicher wieder ins Hospiz zurück / als einzige Gegenleistung gehörte das Gepäck der Fremden, die am Pass umkamen, dem Hospiz
Als 1798 französische Truppen in die Helvetische Republik eindrangen, sahen viele französisch sprechenden Walliser in ihnen Befreier / die Bewohner in den 7 Zehnden hingegen leisteten vergeblich Widerstand / die ganze Talschaft wurde geplündert und zerstört / im Frühjahr 1799 erhoben sich die Oberwalliser nochmals gegen die Franzosen / sie wurden jedoch komplett niedergemacht, die Dörfer niedergebrannt oder sonstwie völlig zerstört
Im Herbst 1800 ordnete Bonaparte den Ausbau der Simplonstrasse zwischen Brig und Domodossola [I] an / er wollte sie für Kanonen befahrbar machen / weil die Walliser in den Folgejahren zu sehr ihre Eigenständigkeit lebten, machten die Franzosen das Wallis 1810 kurzerhand zum Departement Simplon und integrierten es ins Empire / dies dauerte bis zum Zusammenbruch des Empire Ende 1813 / vom Franzoseneinfall bis zum Eintritt in die Eidgenossenschaft 1815 entstanden schrittweise die neuen Zehnden Monthey, St-Maurice, Entremont, Martigny, Hérémence, Conthey / die insgesamt 13 Zehnden entsprechen den heutigen Bezirken und sind im Walliser Wappen durch die 13 Sterne repräsentiert
Nach dem Zusammenbruch des napoleonischen Reiches begannen endlose Diskussionen über die zukünftige politische Konstitution / daran hat auch der Beitritt zur Eidgenossenschaft 1815 nicht viel ändern können / Anhänger des Ancien Régime und wohlhabende Bürger aus den 7 Zenden setzten sich gegen die Vertreter des liberalen Geistes und ihre politische Erneuerung im französischsprachigen Teil zur Wehr / bis Anfang der 1840er Jahre wurden einige kriegerische Scharmützel ausgetragen / schliesslich siegten die Liberalen, waren sich aber über das weitere Vorgehen uneinig / die Konservativen gewannen Anfang der 1850er Jahre wieder an Einfluss und bewarten ihre Vorherrschaft bis auf den heutigen Tag / der Übergang von der alten Zehndenverfassung zum demokratischen Staatsgebilde hatte zur Folge, dass das Wallis ein mehrheitlich französisch sprachig geprägtes Gemeinswesen wurde und bis heute blieb
Während Jh. hatte das Wallis ein Eigendasein gefristet und mit den Bewohnern der benachbarten italienischen Bergtäler ungezwungenere Beziehungen gepflegt als mit den Eidgenossen nördlich der Alpen / die vornehmlich von den Radikalen und Liberalen geprägte Bundesverfassung von 1848 war im Wallis deutlich abgelehnt worden / die Gemeindeautonomie, besonders im oberen Rhonetal, war und ist heute noch ausgesprochen stark verankert / die Gemeindewahlen sind jeweils umkämpft, weil sie Macht versprechen
Das Christentum kam mit der römischen Kolonisation ins Wallis / der Rückzug der Römer beim Zusammenbruch ihres Reiches Mitte des 5. Jh. zog die Burgunder an, die aus der Waadt rhoneaufwärts drängten / sie begründeten ein christliches Königreich / Missionare aus Lyon [F] wanderten ins Wallis ein und verbreiteten im Rhonetal das Christentum
Um das Jahr 600 entschied Papst Gregor der Grosse, es habe ein jeder Bischof inskünftig aus der Geistlichkeit seiner Umgebung einen Statthalter (vice dominus) zu wählen / dieser habe sich der Verwaltung des Bistums anzunehmen / damit der hohe Prälat (katholischer geistlicher Würdenträger mit besonderen Befugnissen) selbst sich mit ungeteilter Aufmerksamkeit seinem Priesteramt widmen könne / das Amt bekam zeitweilig einen kriegerischen Anstrich / denn immer wieder galt es, den Bischof persönlich und sein Bistum mit Waffengewalt zu verteidigen / deshalb pflegte der Bischof dem Vitztum ein Schloss oder zumindest ein befestigtes Haus zur Verfügung zu stellen / bspw. hatte der Statthalter von Sierre im Vitztum-Schloss das östliche Wallis zu überwachen / aus dem Ausdruck vice dominus entstand das Schlüsselwort Vitztum → frz. Vidames oder Vidommes
Der Familie Supersaxo aus Ernen verdankt das Wallis die Niederschrift seines Landrechts, einer Sammlung von Rechtsbräuchen, die bis dahin nur mündlich weitergegeben worden waren / Georg aus der gleichen Familie kam durch die Bekleidung immer höherer Ämter und Gewinne aus Militärkapitulationen zu einem beträchtlichen Ansehen / er erzwang die interimistische Wahl Niklaus Schiners auf den Bischofsstuhl, bis dessen Neffe Matthäus Schiner, Supersaxos Sekretär und Günstling, das vorgeschriebene Alter für diese Würde erreichte / Matthäus war extrem intelligent und bestach durch seine vorausschauende Organisationsgabe
1499 folgte dann Matthäus Schiner als Bischof von Sion / später Kardinal der Römischen Kurie unter Julius II. und Leo X. / beinahe Nachfolger des letzteren auf dem Stuhle Petri / jedoch von der französischen Partei verhindert, weil er sich im Kampf um die Lombardei gegen die Franzosen stellte / Schiner war zeitweise erfolgreichster Gegenspieler Frankreichs in den italienischen Wirren seiner Zeit / ausserdem war er Inspirator der Mailänderkriege / in der Folge entbrannte ein 12jähriger Machtkampf, der das Wallis erschütterte / nämlich auf der einen Seite Schiner (die Partei von Papst und Kaiser) / auf der andern Supersaxo (die französische Partei)
Schiner setzte sich für eine Konzentrierung der widerstrebenden Kräfte der Schweizerischen Eidgenossenschaft ein / im Dienste einer wohldurchdachten, gegen Frankreich gerichteten italienischen Politik / denn durch die Einnahme der Lombardei durch Frankreich drohte das natürliche Absatzgebiet der Alpenländer verloren zu gehen / ausserdem unterstützte Frankreich die Savoyer, den Erbfeind der Walliser Zehnden / überdies drohte die Einnahmequelle durch die beständige Aushebung schweizerischer Soldtruppen für die Kriege des Papstes zu versiegen / Schiner selbst, aus seinem Bistum in Sion vertrieben, wurde Opfer einer Turbulenz und gärenden Unruhe / von der er mit seinem eigenen kriegerischen und umtriebigen Wesen seinen Teil dazu beitrug
Beide Kontrahenten starben im Exil / Schiner ging in Rom an der Pest von 1522 zugrunde / Supersaxo starb in der Verbannung in Vevey 1529 (damals bernischer Boden) / der letzte Supersaxo, Franz Joseph (1701 Bischof von Sitten), machte die Sünden seines Ahnen durch eine vorbildliche Regierung wieder gut / er lehnte den vom Papst ihm angebotenen Kardinalshut ab und hinterliess sein Vermögen dem von ihm gegründeten Jesuitenkollegium von Sitten
In der Reformationszeit drohte sich die traditionelle Bande mit den Inneren Orten zeitweise gefährlich zu lösen / als vor allem unter dem Einfluss Berns die neue Lehre auch im Rhonetal kräftig um sich griff / fast 100 Jahre lang hing es in der Luft, ob sich die Glaubenserneuerung auch hier durchsetzen werde / der unablässige, von den Bauern des Goms unterstützte Druck der katholischen Orte entschied schliesslich für die römische Partei / mit der endgültigen Ausweisung aller Protestanten 1655 wurde der neue Zustand besiegelt / heute noch gehört das Wallis zu den unerschütterlichsten Bollwerken des Katholizismus in der Schweiz
Ende 1845 trat das Wallis dem Sonderbund bei / 1847 drangen die siegreichen eidgenössischen Truppen ins Rhonetal ein
Ende 18. Jh. flüchteten Trappistenmönche von St-Pierre-de-Clages vor einer Epidemie nach Sembrancher / unterhalb des Dorfes wohnten sie in einem Ministollen während 4 Jahren von 1789-93 → Trappistentunnel
Bischof Marcel Lefebvre gründete 1970 die Priestergemeinschaft Pius X. in Ecône / die Gemeinschaft katholischer Traditionalisten lehnt die Neuerungen des 2. Vatikanischen Konzils 1962-65 ab / Lefebvre hatte im französisch sprachigen Teil des Wallis viel Einfluss, der bis in hohe politische Ämter reichte / doch viele die der Priesterschaft huldigten und dem alten Messritus nachtrauerten, standen aus Angst vor Anfeindungen nicht öffentlich dazu
Wallis Staat Gemeinden |
Alle Flächen ohne Seeflächen 10,80 km2
Riederalp / 1'905 müM • 450 Einw. • 19,09 km2
...