Tessin Wirtschaft Autobahn Eisenbahn |
Länge 16,942 km • Anteil TI 7,042 km • Scheitelhöhe 1'150 müM • Betrieb 1980
Der Kanton Tessin liegt an uralten Strassen des transalpinen Verkehrs • so haben sich hier seit Urzeiten Völker und Kulturen berührt und getroffen • die Geschichte des Tessins ist die Geschichte seiner Verkehrswege
Die erste Postkutsche rollte 1830 über den Gotthardpass • Eröffnung der Passstrasse 1831 • täglicher Betrieb Airolo - Gotthardpass - Flüelen • mit der Eröffnung des Gotthard-Eisenbahntunnels 1882 war deren Blüte wieder zu Ende
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SBB....Arth Goldau (SZ) - Gotthard - Bellinzona - Chiasso • [Mailand, I] • Betrieb 1882
FLP.....Lugano - Ponte Tresa • Schmalspur 1'000 mm • Länge 12 km • Betrieb 1912
S300...Cadenazzo - Ranzo - Luino [I] - [Gallarate, I]
Centovallibahn / Strecke: Locarno - Ponte Brolla - Intragna - Camedo - Domodossola [I] • Verbindungsbahn Tessin - Wallis • Betrieb 1923 • Schmalspur 1'000 mm • Länge 52,183 km (CH 19,883 km) • max. Steigung 60 %o • Bauwerke: 83 Brücken (47 CH, 36 I), 34 Tunnels
Hinweis: Erbaut 1871-82 vom Ingenieur und Bauunternehmer Louis Favre • er hatte die Auflage, den Tunnel in 8 Jahren fertigzustellen • wenn nicht, müsse Favre für die Unkosten selber aufkommen, was dann auch eintrat • dermassen belastet, starb er einige Monate vor dem Durchstich bei einem Kontrollgang im Tunnel an einem Herzversagen
Spiraltunnel Travi • Lage: Biaschina (Gde Faido)
Bei einem Brand oder einer Panne im Tunnel fährt der Zug wenn möglich ins Freie • ist das nicht möglich, hält der Zug an einer der 2 Nothaltestellen • über Rettungsstollen gelangen die Passagiere in die zwischenzeitlich gesperrte Gegenröhre, wo ein Zug zur Evakuierung die Passagiere abholt • damit Stollen und Gegenröhre frei von Rauch und giftigen Gasen bleiben, wird dort ein Überdruck hergestellt • so ist die Qualität der Atemluft sichergestellt • wenn der sofortige Halt eines Zuges notwendig ist, dh. die Fahrt bis zu einer Nothaltestelle nicht möglich ist, dienen Querschläge als Fluchtweg in die andere Röhre
Hinweis: Die touristische Bahn verbindet die Schweiz mit Italien / die Strecke in Italien (1928 stillgelegt) wurde auf Initiative des Club del San Gottardo von Freiwilligen wieder hergestellt und dem Verkehr übergeben / die Strecke gehört der Ferrovia Nord Milano (FNM)
Hinweis: Seit 1909 Schweizerische Bundes Bahn (SBB)
Eisenbahnlinie Biasca - Bellinzona - Locarno • Eröffnung 1874 • Bahnbetrieb mit Dampflokomotiven
Tessin Wirtschaft Schiff Flugplatz |
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Tessin Wirtschaft Handwerk Industrie |
Die wichtige Nord-Süd-Route über den Gotthard im Herzen Europas kannten bereits die Römer / die eigentliche Blütezeit begann aber im Mittelalter, als ein reger Verkehr über das Gotthardmassiv einsetzte und den angrenzenden Talschaften zu Wohlstand verhalf / Stoffe, Salz und Gewürze, Wein und Früchte, Vieh, Waffen und Soldaten überquerten während Jahrhunderten die Alpen zwischen Norden und Süden / ein Handelsstrom, der mit verbesserten Verkehrswegen ständig anschwoll und bis heute nicht abreisst
Als im frühen 15. Jh. die Eidgenossen am Gotthard erschienen, waren die Interessen zunächst kommerzieller Natur / für den Export ihres Viehs und ihrer Viehprodukte nach Oberitalien wie für den Gotthardtransit strebten die Urner nach Zollvergünstigungen, schliesslich nach Zollfreiheit / tatsächlich wurden nicht nur die urnerischen, sondern alle eidgenössischen Transporte im 15. Jh. bis nach Mailand hin von allen Zöllen befreit / aber bald stellte sich auch das Bedürfnis ein, den Weg nach Süden durch Bündnisse oder Eroberungen zu sichern und am wichtigsten Verkehrsweg nach Italien ein transalpines Gelände vor die Eidgenossenschaft zu legen
Die heute noch erhaltenen Bauten aus frühchristlicher Zeit zeugen von hohem Können / die romanischen Kapellen und Basiliken weisen auf regen Austausch mit der Lombardei hin / ebenso wie die gotischen Fresken / Baudenkmäler vom 16.-19. Jh. überall in Europa zeugen von ausgewanderten Baumeistern und Künstlern aus dem damaligen Gebiet des heutigen Kantons Tessin / dass eine kleine Region derart viele Baufachleute und Künstler hervorgebracht hat, fusst auf einer seit dem Altertum gewachsenen örtlichen Kultur / zudem bot sie politisch Verfolgten aus allen Teilen Europas Zuflucht an und wurde so zu einer Insel der Kultur und des Fortschritts
Der Monte Ceneri Pass teilt den Kanton Tessin in zwei unterschiedliche Hälften: Sopraceneri (Norden) und Sottoceneri (Süden) / in den von steilen Bergen eingeschlossenen Tälern im Norden lebt man oft unter harten Bedingungen / es ist herbes, alpines Hinterland / die Menschen im Süden hingegen haben es leichter unter dem milderen Himmel / eine valable Lösung dazu war die Emigration, die in verschiedener Form jahrhundertelang anhielt
Schon immer standen die Tessiner, Söhne eines kargen Bodens, unter dem Zwang, sich Arbeit und Brot im Ausland zu suchen, wo sie ihre überlieferten, je nach Gebiet verschiedenen Berufe ausübten / im Sopraceneri waren es Kaminfeger, Pferdeknechte, Ofensetzer, Köche, Träger, Schwerarbeiter / während sie im Sottoceneri von alters her im Bauhandwerk tätig waren / also Maurer, Steinmetze und in der Folge Bildhauer und Architekten in ganz Europa, von der Romanik bis zum Neoklassizismus / mit einer ausgeprägten Blütezeit im römischen Barock
Bis zur Mitte des 19. Jh. gab es ausschliesslich die saisonbedingte Emigration / die Männer waren während der guten Jahreszeit weg und kamen im Winter nach Hause zurück, um dann im Frühjahr neuerlich fortzugehen / die Frauen blieben allein zurück und waren gezwungen, all die schweren Männerarbeiten zu verrichten / aber der Kontakt der Männer mit weiter fortgeschrittenen Zivilisationen und der zuweilen mit Ausdauer und Zähigkeit erworbene Reichtum gaben den Anstoss zu einer Verbesserung der Lebensführung / liessen jedoch andererseits die Liebe zur Heimat nicht vergessen / betuchte Emigranten kehrten in ihre Täler zurück und erbauten sich herrschaftliche Wohnsitze
In der 2. Hälfte des 19. Jh. ging die Reise zuerst nach Australien / später wanderten die Tessiner vor allem nach Amerika aus / die aus dem Sopraceneri gingen nach Kalifornien / die aus dem Sottoceneri gingen jedoch nach Lateinamerika und übten dort ihre traditionellen Berufe aus / einige bekleideten wichtige politische Ämter / ein bedrückend negativer Aspekt bleibt jedoch, dass diese Emigration von Dauer war und eine Rückkehr nur selten stattfand / was zu einer beachtlichen Verarmung der Bevölkerung und zur Verschlechterung der Lebensbedingungen für die Frauen führte
Mitte des 19. Jh. verkauften oft Familien ihre Söhne aus wirtschaftlicher Not für einen Betrag von 20-30 CHF als Kaminfeger an mailändische Kaminfegermeister
Da der Fortpflanzungswillen im Tessin eh schon geringer war als in der übrigen Schweiz, führte die Auswanderung zu einem zusätzlichen Bevölkerungsschwund / denn die Auswanderer in andere Kontinente kehrten meist nicht zurück / die Bauernwesen waren stark zerstückelt und sind auch heute noch zu klein für eine ordentliche Rendite / die Bevölkerungslücken wurden durch Ausländer und Deutschschweizer gefüllt / meist pensionierte Personen, die in der Sonnenstube einen ruhigen Lebensabend zu verbringen gedachten
Ein Grotto (eine Grotte) im Tessin ist ein Felsenkeller, in dem Wein und Vorräte gelagert werden / Grotti sind Höhlen und Felsengänge mit Spalten und Klüften / sie sind gut durchlüftet und deshalb für die Lagerung des Weines sehr geeignet / sie sind bei gleichbleibend niedriger Temperatur ständig von kühler Luft durchweht / einzelne Grotti haben eine Bewilligung zum Ausschank / typische Tessiner Grotti, Gartenwirtschaften mit einfachen Steintischen unter Kastanienbäumen, sind kulinarische Höhepunkte / im Angebot stehen Würste und hausgemachte Gnocchi, Käse und Minestrone, Braten mit Steinpilzrisotto, Kaninchen mit Polenta sowie Merlots aus einheimischer Gewinnung
Die Römer hatten die Kastanienbäume ins Land gebracht / und diese hatten Jahrhunderte lang als Nahrungsmittel gedient / erst im 18. Jh. begannen Kartoffeln, Getreide und Mais die Kastanien als Nahrungsmittel zu verdrängen
Zur Verbesserung ihrer Existenzgrundlage betrieben die Bauern im Verzascatal eine Doppelkultur und tun es heute noch / sie liessen während des Sommers hoch oben in ihrem Haupttal ihr Vieh weiden / ausserdem besassen sie an den Sonnenhängen der Magadinoebene Rebgüter und in der Ebene selbst ein Wintergut / die Gemeinden Cugnasco-Gerra und Lavertezzo haben beide Exklaven in der Magadinoebene
Die Tessiner Weinkultur geht ebenfalls auf die Römer zurück / der traditionelle Tessiner Rotwein 'Nostrano' aus europäischen Reben ist fast vollständig verschwunden / denn die herkömmlichen Weinstöcke waren gegen die Mehltaukrankheit wenig widerstandsfähig / in der 1. Hälfte des 19. Jh. begannen die Tessiner Weinbauern Rebstöcke aus Frankreich einzuführen und zogen den Merlot aus diesen Bordeaux-Reben
Der Schweizerische Bundesstaat von 1848 und die damit verbundene Zollunion brachte das Tessin um die vorher so umfangreich fliessenden Zolleinkünfte / der italienische Protektionismus in der 2. Hälfte des 19. Jh. und die immer noch bestehende Schranke des Gotthards hemmten ein harmonisches Wachstum und eine Stärkung der wenigen vorhandenen Industrieunternehmen
Der Durchstich des Eisenbahntunnels am Gotthard 1882 brachte in industrieller Hinsicht wenig / die Eisenbahn bedingte eine Reparaturwerkstätte in Bellinzona / zudem gab die Bahn der Granitindustrie starken Aufschwung / die Bahn war auch für die Nahrungsmittel, Tabak- und Holzfabriken von Vorteil / allgemein litt jedoch die Tessiner Industrie unter den hohen Bahntarifen, die ihre Waren bis zur Konkurrenzunfähigkeit verteuerten / die Industrietätigkeit ging zurück
Nach dem 2. Weltkrieg setzte dann der Wirtschaftsboom ein und der Lebensstandard stieg / trotzdem behielt die Tessiner Industrie immer kleine Ausmasse, weil nicht ausreichend Boden für industrielle Grossbauten vorhanden war / ein Wandel trat ein mit der Eröffnung des Autobahn-Strassentunnels 1980 / zusätzlich zum Fremdenverkehr kamen Industriebetriebe in der Bekleidungsindustrie und Metallverarbeitung hinzu / die Kommunen verdienten aus der Wassernutzung im Kraftwerkbau / die Standorte der Industrieunternehmen sind entlang der Eisenbahn- und Autobahnachse zwischen dem Gotthard und Chiasso
Markt war für Locarno schon von Anfang an die Hauptfunktion, auf dem die Bauern der Umgebung Obst und Gemüse anboten und es heute noch tun / mit der Ausweisung der Reformierten im 16. Jh. jedoch wanderte der einträgliche Seidenhandel in die protestantischen Städte Basel und Zürich ab
In Vergelletto im Onsernonetal wird Granit (Gneis) in allerhöchster Qualität industriell abgebaut / dieser Onsernone-Granit mit seiner dunkelgrauen Färbung ist weltweit einzigartig in seinen Maserungen und Schattierungen / er hält hohen Belastungen stand / versiegelt sind Bodenplatten aus diesem Granit pflegeleicht / Onsernone-Granit ist zeitlos / im Maggia- und Verzascatal und auch im Bleniotal wird reinster Granit ebenso abgebaut / Abbau und Bearbeitung gehört auch hier zu den ältesten und wichtigsten Industriezweigen des Kantons Tessin
Tessin Wirtschaft Bergbahn |
♦ Pazzallo - Monte San Salvatore / 2. Sektion • Länge 830 m • Bergstation 883 müM • Max. Steigung 610 %o
Viale Stazione - Madonna del Sasso (FLMS) • (beide Gde Locarno) • Wagen 2x__er • Spurweite 1'000 mm • Max. Steigung 300 %o • Länge 825 m • Bergstation 365 müM • Fahrzeit 6 min • Betrieb 1906 • Erneuerung 1958 • Talstation 705.100/114.230
Piotta - Ritom • Wagen 1x50er • Spurweite 1'000 mm • Länge 1'369 m • Bergstation 1'793 müM • Max. Steigung 878 %o • Fahrzeit 12 min • Betrieb 1917 • Umbau 2003 • Talstation 694.900/152.560
Eingleisige Bahnen benötigen eine Kreuzungsstelle in der Streckenmitte • üblicherweise werden die Ausweichstellen mit zwei Weichen nach dem System des Bahnbauers Carl Roman Abt ausgerüstet • diese Weichen besitzen im Gegensatz zu konventionellen Weichen bei den Eisenbahnen keine beweglichen Weichenzungen, welche je nach der gewünschten Fahrtrichtung geradeaus oder auf Abzweigung umgestellt werden müssen
Beim System Abt sind die äusseren Schienen links und rechts der Ausweichstelle durchgehend • während die inneren Schienen für den Durchlass der Drahtseile unterbrochen sind • die Räder des Rollmaterials bei Eisenbahnwagen und Lokomotiven besitzen zur korrekten Führung des Fahrzeuges auf den Schienen an den Rädern einen Spurkranz, welcher an der Innenseite der Schienen anliegt
Bei der Standseilbahn besitzt der eine Wagen von unten gesehen in Fahrtrichtung nach oben auf der linken Seite an der durchgehenden Schiene ein Rad mit zwei Radkränzen • das Rad besitzt somit je einen Radkranz an der Innen- und Aussenseite der Schiene, welche die Schiene beidseitig umfassen und das Rad lenken • auf der anderen, rechten Seite des Wagens ist ein breites Rollenrad montiert, welches dem Wagen ermöglicht, auch die inneren unterbrochenen Schienen mit den dazwischen liegenden Drahtseilen problemlos zu überfahren
Brusino-Arsizio - Serpiano / Kabine 2x10er • Länge 934 m • Bergstation 650 müM • Max. Steigung 88 %o • Fahrzeit 4 min • Betrieb 1958 • Erneuert 1997 • Talstation 716.040/086.910
Miglieglia - Monte Lema / Gondel 2x3x5er • 2 Gruppen à 3 Kabinen • Länge 2'536 m • Bergstation 1'619 müM • Fahrzeit 10 min • Betrieb 1952 • Neubau _ • Talstation 709.780/097.900
Colmanicchio - Alpe Cardada / _er • Länge _ m • Bergstation 1'473 müM • Fahrzeit _ min • Betrieb _
Verdasio - Rasa • Kabine 2x8er • Länge 1'105 m • Bergstation 898 müM • Fahrzeit _ min • Betrieb _ • Talstation 693.500/113.330
Vergeletto (Gde Onsernone) - Alpe Salei • Gondel 4er • Länge _ m • Bergstation 1'783 müM • Fahrzeit _ min • Betrieb _ • Talstation 687.520/120.730
♦ Grossalp - Rossboda / 2. Sektion • Sessel _er • Länge _ m • Bergstation _ müM • Fahrzeit _ min • Betrieb _ • Talstation 679.070/129.890
San Bartolomeo (Gde Vogorno) - Alpe Bardughé • Kabine 2x4er • Länge _ m • Bergstation 1'891 müM • Fahrzeit 15 min • Betrieb _ • Talstation 708.810/120.890
Lumino - Monti di Saurù / Kabine 2x4er • Länge _ m • Bergstation 1'308 müM • Fahrzeit 12 min • Betrieb _ • Talstation 725.840/121.510
Bodengo - Tenciarolo / Gondel _er • Länge _ m • Bergstation _ müM • Fahrzeit _ min • Talstation 714.900/137.580
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